Mein Hauptanliegen dieser Reise war, dringend benötigest OP Material zu überbringen, damit Tadelech ( die Frau mit dem Kindskopf großem Zungentumor) operiert werden kann. Sämtliche Voruntersuchungen waren während meines Aufenthaltes im Februar über die Srn. Mutter Theresas in Jimma abgeschlossen, erfahrene Fachärzte für Kiefer- und Gesichtschirurgie gefunden, die bereit waren diese höchst anspruchsvolle Operation durchzuführen. Leider war das benötigte Material zur Wiederherstellen des Unterkiefers nicht im Land erhältlich. Dank der großartigen Unterstützung durch Fachärzte in Paderborn, die u.a. ein Herz für die Menschen in Äthiopien haben, war der Erhalt des Materials möglich! Ein weiterleiten auf dem Postweg allerdings zu riskant und zeitraubend – so blieb nur der persönliche Weg des Überbringens, die Organisation zur Unterbringung der vier Kinder Tadelechs über einen ungewissen Zeitraum, ihr Transport nach Jimma zu den MC Srs., Terminvereinbarungen mit den zuständigen Ärzten und v.m. All dies war nur durch gute Zusammenarbeit aller Beteiligten aus der Ferne möglich – für äthiopisches Zeitempfinden eine echte Herausforderung! Aber letztendlich hat alles geklappt und Tadelech wurde eine Woche vor meiner Heimreise erfolgreich im Jimma Hospital operiert. Drei Tage später konnte ich sie auf der Intensiv Station besuchen und auch den verantwortlichen Arzt sprechen. Das Wiedersehen mit Tadelech war tief berührend. Sie konnte noch nicht sprechen – ihre Augen und Gesten um so mehr… Überraschung, Wiedersehens Freude und tiefe Dankbarkeit, die besorgte Frage nach ihren Kindern, die ich durch schöne Fotos von ihnen beantworten konnte…Inzwischen ist Tadelech auf der Normal Station, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Das neueste Foto zeigt sie mit wunderschönem Gesicht, das trotz der noch nicht verheilten Wunden strahlt… Wunder geschehen…

Tadelech und 3 ihrer Kinder ( Vor dem Büro des Kinderheims in Chiri)

Im Shop des Frauengefängnis in Jimma mit ABBA Kifle
In Jimma stand auch noch ein Besuch im Frauengefängnis an, um den mich Abba Kifle gebeten hatte. Dort sind aktuell 30 Frauen zusammen mit ihren Kleinkindern untergebracht. Die Lebensmittel Versorgung ist auf ein Minimum reduziert, so dass einige der Mütter und Kinder mangelernährt sind… Um dem gegen zu steuern wurde durch „ Caritas Österreich“ ein kleiner Shop errichtet, in dem die Frauen, in Kleingruppen aufgeteilt, einfache Dinge des täglichen Bedarfs an andere Insassen ( zu kleinem Preis) verkaufen, da es auch ihnen an den einfachsten Dingen mangelt. Die Verkaufsgüter werden über Spenden eingekauft. Eine andere Gruppe benötigte Mehl , um Brot backen zu können. Aktuell als Nahrung Unterstützung für sich und andere Insassen. Falls es möglich ist, die Backstube zu erweitern und Getreide günstig zu erwerben, besteht die Möglichkeit auch Brot nach außerhalb zu verkaufen. Dank Ihrer Spenden war es möglich den Shop aufzustocken und Mehl für die Backstube einzukaufen.
Meine übrige Zeit habe ich erneut in Chiri verbracht, im Kinderheim und dem angeschlossenen Sozialprogramm für Familien/ Kinder und notleidende Einzelpersonen mit gearbeitet.

Yikerim, 2021 als Findelkind im Kinderheim aufgenommen, 2025 der Klassenbeste in seiner Kindergartengruppe
In der Zwischenzeit wurden zwei weiter Findelkinder im Heim aufgenommen. Ein 8 monatiges Mädchen und ein 8 wöchiger Junge. Außerdem vorübergehend zwei von Tadelech’s Kindern ( die anderen 2 sind bei Verwandten untergebracht). Eine große Herausforderung an die praktische Versorgung aller Kinder und auch finanziell, da z.B. Babymilch extrem teuer ist ( 400g Pulver = 5 Tage/ 1 Säugling = 15,-€). Dank Ihrer Spenden konnte ausreichend Milchpulver und auch Pampers für nachts eingekauft werden ( tagsüber werden traditionell keine Pampers genutzt).
Für Setota, einen 7 jährigen Jungen des Heims, mit einer frühkindlichen Entwicklungsstörung mit autistischen Zügen und Epilepsie, konnten wir für die 8 wöchigen Sommerferien eine erfahrene Sonderpädagogin gewinnen, die ihn im Kinderheim unterrichten / fördern wird – in Kombination mit entsprechendem Training für die Hausmütter und allen, die mit ihm zu tun haben. Die ersten Fortschritte konnte ich noch während meines Aufenthaltes beobachten. Das Gehalt der Lehrerin ist zu 75% Dank Ihrer Spenden möglich – den Rest trägt die Organisation.

Kohlernte der Familien
Der Anfang des Jahres auf dem Geländes des Kinderheims gestartete Gemüsegarten zeigt erste Erfolge! Acht Frauen aus dem Sozialprogramm und Mitarbeiter des Heims arbeiten gemeinsam. Geerntetes Gemüse ist aktuell vorrangig für den individuellen Eigenbedarf gedacht, um zusätzliche Nahrungsmittel reduzieren zu können – aber zukünftig auch als Start für ein kleines Business . Ein entsprechendes Business Training haben die Frauen erhalten.
Die Frauen in Agarobushi, mit denen ich dieses Programm bereits im letzten Jahr individuell begonnenen hatte, sind schon einen großen Schritt weiter – haben durch Gemüseverkauf Hühner anschaffen können, die älteste der Frauen sogar ein Schaf! Als nächsten Schritt werden für sie individuell Bankkonten angelegt. Die bisherigen zusätzlichen / monatlichen Nahrungsmittel wurden entsprechend angepasst. Zusätzliches Saatgut für die nächste Saison wird nochmals zur Verfügung gestellt, um die Motivation zu stärken.

Familie aus dem Agrar Programm mit ihren Hühnern
In der Agarobushi Medium Clinic haben sich die Entbindungszahlen mit durchschnittlich 11 Geburten/ Monat stabilisiert. Die Vorsorgen für Schwangere werden inzwischen gut angenommen, so dass evtl. Komplikationen, die eine Verlegung in ein Krankenhaus bedeuten ( 3 Stunden Schotter Piste), frühzeitig erkannt und veranlasst werden können.
Erschreckend hoch ist die Anzahl an Malaria Erkrankungen, auch mit tödlichem Verlauf. Medikamente, die eigentlich über staatliche Stellen zur Verfügung stehen sollten, sind knapp bis nicht vorhanden. Also müssen sie über private Händler zu hohen Preisen erworben werden. Danke für Ihre Unterstützung!
Zum Abschluss meiner Reise habe ich die Missionsärztlichen Schwestern in Attat besucht. Neben den bekannten Herausforderungen war der Kauf eines neuen Busses für den Mitarbeiter Transfer notwendig geworden, da der alte nicht mehr zu reparieren war. Eine erschreckende Summe, wenn man bedenkt, dass sowieso nur 38% der Betriebskosten durch Patienten Beiträge gedeckt werden und alles andere von Spenden abhängig ist. Dank Ihrer Spenden konnte auch diese Not ein Stückchen gelindert werden!
Es war wieder eine sehr intensive Zeit, mit vielen guten Begegnungen, glücklichem Wiedersehen, fröhlichen Kindern trotz ihrer traurigen Schicksale, hoffnungsvollen kleinen Schritten in großen Nöten – aber auch kaum zu ertragendes Leid, Elend, Verzweiflung und Hilflosigkeit…
Es gibt noch viel zu tun – nur gemeinsam Schritt für Schritt, ist Hilfe zur Selbsthilfe möglich!
Herzlichen Dank – auch im Namen der betroffenen Menschen in Äthiopien – für Ihr Interesse, Ihre Unterstützung, Ihr Mittragen im Gebet und für Ihr Vertrauen!
Yerimba – möge Gott es Ihnen vergelten!
Ihre Maria Sander