Aktuell gestaltet sich kirchliches Leben in etwa 600 Kirchengemeinden und 87 Pastoralen Räumen und 19 Dekanaten. Bis 2030 wird es im Erzbistum Paderborn maximal 25 Pastorale Räume geben mit jeweils maximal 3 Pfarreien. Darunter soll es ein buntes Netz von Initiativen geben, die an verlässlichen Orten durch Hauptamtliche oder in Eigeninitiativen durch Ehrenamtliche zu einem bunten Glaubensleben beitragen.
Ziel ist es: Wir bezeugen unseren Glauben, in einer pluralen Gesellschaft. Unsere Aufgabe ist es, von Gott zu reden. Wir leben in einer Zeit, wo viele Menschen ohne Gott leben und Gott nicht vermissen. Sie haben eine ähnliche bürgerliche Ethik, wie die christlich geprägten; sie finden durchaus ihren Sinn für das Leben.
Der Theologe Jan Loffeld hat ein Buch geschrieben: „Wenn nichts fehlt, wenn Gott fehlt.“ Es muss heute auch um die Glaubwürdigkeit der Grundlagen unserer Spiritualität gehen: Was ist das Besondere einer Spiritualität mit Gott? Dies gilt es dann als ein Angebot in die Pluralität der Lebensentwürfe einzubringen.
Wir glauben an einen Gott, der den Einzelnen zugewandt ist. Deshalb muss die Kirche der Zukunft eine seelsorgliche Kirche sein. Seelsorge hat eine große Bandbreite: vom Alltagsgespräch bis hin zur Spezialseelsorge. Wir brauchen in Zukunft ein gutes Netzwerk, in dem sich haupt- und ehrenamtliche Seelsorge verbindet und ergänzt. Weil die Zahl der hauptamtlich in unserer Kirche Mitarbeitenden kleiner wird, bedarf es sehr guter Fortbildungskonzepte, um auch die ehrenamtliche Seelsorge stark zu machen.
Die Kirche der Zukunft wird unterschiedliche Orte haben: Parochiale Ortsgemeinden, dort wo sie lebendig bleiben, aber auch besondere Orte für spezielle Aufgaben und Zielgruppen. Hier greift das Bild des Leibes Christi als Netzwerk. Ortsübergreifend machen sie präsent, was es über den eigenen Tellerrand hinaus gibt – wenn auf dem eigenen Teller nicht mehr so viel liegt.
Die Kirche steht vielleicht vor einem Häutungsprozess. Sie muss eine neue Gestalt finden. Es wird wesentlich darauf ankommen, den geistlichen Grund der Kirche lebendig zu halten, um die notwendige Spannkraft zu bewahren und die Trauerprozesse im Abschiednehmen von Liebgewonnenem geistlich zu bewältigen. Vor allem sollten wir die Angst vor dem Kleiner-Werden ablegen. Es kommt nicht auf die Anzahl der Mitglieder an, sondern auf das geistliche Gewicht.
Ende des Jahres werden die Grenzen der neuen Pastoralen Räume sicher bekannt sein. Dann gilt es miteinander ins Gespräch zu kommen:
- Über unsere Kirchenbilder
- Über das, was wir an Schätzen in unseren Gemeinden und Pastoralen Räumen haben und in das neue größere Gebilde einbringen können.
- Über unsere Ängste und Sorgen
- Über unsere Hoffnungen und Freuden
Das ist ein spannender Weg, sicher nicht einfach!
Mitgehbereitschaft ist gefragt, Menschen, die mutig Schritte in das neue Land wagen. Das Volk Israel hat es uns nach einer 40-jährigen Wüstenwanderung vorgemacht – so berichtet es uns die Bibel.
Ihr Pfarrer
Andreas Kurte