40 Tage lang von Aschermittwoch bis Ostern dauert die Fastenzeit. Für die Christen ist sie die Einladung, sich ganz bewusst auf das Osterfest vorzubereiten. Es ist aber auch die Einladung, sich mal was Gutes zu gönnen, nämlich Zeit für sich. Es ist die Einladung, über sich und sein Verhalten nachzudenken:
Mensch – wohin gehst du?
Lebst du bewusst oder nur so in den Tag hinein?
Lebst du versöhnt mit dir selbst, mit der Natur und deiner Umgebung?
Wie gehst du im Berufs- und Familienleben mit den anderen um?
Bist du für dein Leben auf einem guten Weg oder sind Korrekturen notwendig und angebracht?
Fastenzeit im christlichen Sinne hat nichts mit Abspecken zu tun!
Vielmehr ist es eine Zeit, um mal ganz ehrlich in den Spiegel zu schauen, wie es um einen selbst aussieht. In der alltäglichen Hektik kommt diese Zeit der persönlichen Besinnung oft zu kurz. Nicht umsonst ziehen sich Menschen aller Berufssparten immer wieder öfter in die Klöster zurück, um einfach mal auszubrechen aus dem Teufelskreis des Stresses, der täglichen Anforderungen und Überforderungen.
Für die Christen ist die 40-tägige Fastenzeit seit dem 4. Jahrhundert ein fester Brauch. Die Zahl 40 ist dabei ein biblisches Zeitmaß. Nach der Taufe im Jordan nahm Jesus sich eine 40-tägige Fast- und Gebetszeit, der Prophet Elia, von dem wir im Alten Testament hören, geht 40 Tage zum Berg Horeb, Moses aß 40 Tage nichts, als er auf dem Berg Sinai war.
Fastenzeit ist eine Neubesinnung auf die eigene christliche Existenz.
Neben dem körperlichen Fasten nutzen viele Christen diese Zeit zu einem intensiveren persönlichen Gebet, zur Meditation, zur Betrachtung von biblischen Texten, zum Empfang des Bußsakramentes oder der Betrachtung des Leidensweges Jesu in den Kreuzwegbildern in der Kirche.
Das Hilfswerk Misereor lädt ein, den Kreuzweg, der Menschen heute in Lateinamerika, Afrika und Asien zu bedenken. So werden wir daran erinnert, dass wir eine große Menschheitsfamilie sind. Misereor leistet so einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung für die eine Welt, als Lebensraum für alle Menschen.
Die Gestaltung der Fastenzeit hängt von einem jeden persönlich ab. Sie ist eine Einladung, in einer hektischen und lauten Zeit, ein wenig zur Ruhe zu kommen, um einfach mal zu schauen: Mensch, wohin gehe ich eigentlich ….
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gute Fastenzeit!
Ihr
Andreas Kurte, Pfarrer